Erste Hilfe für Samtpfoten:

Liebe Katzenfreunde, die nachfolgenden Punkte sollen nur Anregungen sein, um zu erkennen, ob und was mit Ihrem Liebling nicht in Ordnung ist. Egal, ob eigenes Tier oder fremde Katze, denken Sie immer auch an Ihren eigenen Schutz, denn Panik oder Schmerzen können aus dem Stubentiger eine Bestie machen.

Unsere Bitte: wenden Sie die nachfolgenden Maßnahmen nur an, wenn Sie sich das auch wirklich zutrauen.

Grundsätzlich gilt, das Tier schnellstens zum vertrauten Tierarzt zu bringen, vor allem bei schweren Verletzungen.

 

[ Vitaldaten ] [ Schock ] [ Verbrennungen ] [ Insektenstiche ] [ Vergiftungen ] [ Hitzschlag und Kreislaufprobleme ] [ geschlossene Verletzungen ] [ offene Verletzungen ] [ Wann kommt Erste Hilfe zu spät ]

 

 

Vitaldaten:

Körpertemperatur:

sollte zwischen 37,5 und 39 Grad liegen, bei Stress sind 0,2 Grad plus akzeptabel. Gefährlicher ist auf jeden Fall Untertemperatur.

Atmung:

20 bis 30 Atemzüge pro Minute - am besten wahrnehmbar beim Blick von schräg hinten.

Herzschlag:

100 bis 130 Schläge pro Minute - Herzstoß an der linken Brustwand hinter dem Ellenbogen fühlbar, alternativ auch tief im Leistenbereich am Hinterlauf (oben am Oberschenkel). Ein Herzschlag über 160 deutet auch ohne sichtbare Wunde auf Blutverlust oder Schock hin. Und dann ist besondere Eile geboten: eine Katze besitzt nur ca. 400 ml (= 0,4 l) oder etwa 10 % des Körpergewichts an Blut.

Schleimhautfarbe:

sollte rosa sein. Am besten erkennbar an der Augen-Bindehaut (Augenlid runterziehen) oder am Zahnfleisch. Alarmzeichen bei Vergiftung: tiefrote Farbe.

Blutdruck und Blutmenge (Kapillare Füllungszeit)

Etwa 2 Sekunden m it dem Finger auf das Zahnfleisch drücken - je schneller der dort entstehende weiße Fleck wieder natürlich-rosa ist, desto fitter ist das Tier. Im Schock ist diese Zeit deutlich verlängert.

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bei Schock:

Schocks sind die Begleiterscheinung von vielen Unfällen oder auch Todesangst - häufig verhängnisvoller als die Verletzungen selbst. Von der Natur aus eigentlich als Notwehr des Kreislaufs gedacht (das Blut wird in einer Art Notversorgung auf die wichtigsten Organe wie Herz, Gehirn, Niere, Lunge konzentriert), stellt sich leicht Unterversorung anderer lebenswichtiger Organe ein. Auch wenn sich ein Tier in einem Kippfenster einklemmt, kommt es häufig zu einem lebensbedrohlichen Schock. Symptome sind Schwäche und Zittern, der Körper wird kalt, während das Herz wie verzweifelt pumpt (Puls 160 und drüber), die Schleimhäute sind blass, die Katze apathisch.

Das Wichtigste in diesem Fall ist tatsächlich, die Lebensfunktionen des kleinen Patienten aufrecht zu erhalten, bis medizinische Hilfe greifbar ist. Das bedeutet: Seitenlage, Pfotenmassage, viel Wärme und beruhigenden Zuspruch, in einem bequemen Karton ausgestreckt und weich auf dem Transport zum Tierarzt lagern. Starke Blutungen müssen natürlich sofort gestillt werden - durch Druckverband oder Abbinden beispielsweise.

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Hilfreiche Tipps für die kleinen, eher alltäglichen Unfälle im Haushalt

bei Verbrennungen:

Ist die Katze z.B. über die heiße Herdplatte gelaufen oder von einer Tasse heißen Kaffees getroffen worden: Nach dem Checken, ob kein Schock vorliegt, am besten mit ihr so schnell wie möglich in die Wanne, mit der Dusche gegen den Fellstrich bis zu 20 Minuten lang kühlen oder (bei zu heftiger Gegenwehr) zumindest kühlende Umschläge machen. Verbrannte Pfoten sollten schnell einen sterilen Verband bekommen.

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bei Insektenstichen:

Auch Insektenstiche sind im Wesentlichen nicht anders als bei Menschen zu versorgen. Auch Katzen sind nicht immun gegen Stiche, besonders, wenn sie versuchen, das Insekt wie eine Beute zu zerbeißen und zu schlucken. Sollten Schwellungen im Rachenraum auftreten, ist höchste Eile geboten. Auch Eis kann das Zuschwellen der Atemwege nur verlangsamen. Am besten sofort zum Tierarzt fahren.

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bei Vergiftungen:

Sollte die Katze z.B. das Spülmaschinenpulver aus dem Regal gerissen und sich dabei eingepudert haben, gilt nur eines: Handschuhe an, Fell abbürsten und dann wiederum nichts wie unter die Dusche, alle Reste abwaschen. Falls die Katze bereits begonnen hat, das Fell abzulecken, sollten sie die Katze mittels einer kleinen mit Salzwasser gefüllten Spritze ins Maul gezwängt, zum Erbrechen zwingen.

Absolut lebensgefährlich ist es, wenn die Katze Insektengift (wie Schneckenkorn) Insektizide, Frostschutzmittel oder giftige Pflanzen nascht: Wenn Krämpfe und Speicheln auftreten, ist es meist schon zu spät. Rattengift dagegen lässt auch Stunden nach dem Konsum noch gute Überlebenschancen, weil es ein Mittel mit Zeitzünder ist. Erst nach 3 Tagen führt es zu innerem Verbluten - Zeit genug, um mit einer Gegenmittel-Behandlung zu beginnen.

Auch das spielerische Schlucken einer Anti-Baby-Pille oder einer einzelnen Aspirin-Tablette ist noch nicht lebensb edrohlich - bei anderen Medikamenten und Dosierungen ist Vorsicht geboten. Rat des Tierarzts: Möglichst genau den Medikamenten-Namen und vielleicht sogar die Inhaltsstoffe ermitteln (so eine kleine blaue Tablette gegen Herzrasen, hilft da als Aussage nicht weiter) und in der Praxis nachfragen. Standard-Menschen-Medizin ist auch Tierärzten kein Fremdwort, ansonsten hilft die Gift-Notruf-Zentrale.

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bei Hitzschlag und Kreislaufproblemen:

Dagegen hilft wieder das Wissen aus der Humanmedizin: überhitzte Tiere werden in Seitenlage mit etwas erhöhten Beinen gelagert und mit kalten Umschlägen und Eiswürfeln sowie Kaltwasser zum Trinken wieder fit gemacht; Kreislauf-Patienten (beispielsweise Hitzschlag), die blass und kurz vor dem Kollaps gefunden werden, können mit Wärme und kaltem Kaffee aufgemuntert werden.

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bei Verletzungen

Geschlossene Verletzungen:

Besonders bei Katzenliebhabern gefürchtet: die geschlossenen Verletzungen. Beispielsweise nach einem Sturz oder nach dem "Zusammenstoss" mit einem Auto, wenn die Katze unter einem Wagen durchgerollt oder auf die Seite geschleudert wurde, aber sich kopfschüttelnd und etwas wacklig wieder erheben konnte. Häufige Folgen sind nicht nur Kopfverletzungen oder Schrammen, sondern auch Prellungen, Knochenbrüche (Becken oder Beine) oder auch Verletzungen im Bauchraum.

Zu bemerken sind solche Verletzungen meist nur durch Indizien: Schwellungen, heiße Flecken, an denen die Katze verzweifelt leckt oder knabbert und dabei gelegentlich klagend maunzt, Schmerzäußerungen beim Berühren.

Hier hilft nur Kühlen, mögliche Abschürfungen säubern, ab zum Tierarzt, der auf Brüche und innere Verletzungen untersucht.

Alarmzeichen für verborgene Verletzungen im Bauchraum sind beispielsweise aufgekrümmtes Stehen, verhinderter oder blutiger Kot- oder Urinabsatz. Neben Unfallverletzungen in diesem Bereich muss hier auch an Harngries gedacht werden oder an einen komplizierten Beckenbruch. Für alle Verletzungen in diesem Bereich gilt "Alarmstufe Rot".

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Offene Verletzungen:

Bei blutenden Wunden fallen dem Laien Erst-Diagnose und Erst-Versorgung leichter: die Verletzung ist sichtbar und damit "behandelbar".

Erste Maßnahme: Stillen der Blutung, am Besten durch ein sauberes Tuch auf der Wunde, notfalls aber auch durch Abbinden, was allerdings nur 30 Minuten durchgehend möglich ist. Dann vorsichtiges Säubern der Wunde - Fell rundum vorsichtig wegschneiden, Wunde mit abgekochtem Wasser oder milder Desinfektionslösung (Rivanol) ausspülen, dabei leichte Fremdkörper entfernen (Achtung: eingespießte Stücke nicht entfernen, sondern im Körper belassen), die Katze sorgfältig lagern und unmittelbar zum Tierarzt. Als letztes kommt ein Verband, idealerweise in drei Schichten: Wundauflage, Watte zum Polstern, Binde zum Fixieren. Bei Verletzungen am Körper sicherstellen, daß sich die Katze den Verband nicht innerhalb von Minuten wieder abstreift: Daher Binden um Körper und Vorderbeine laufen lassen.

An den Gliedmaßen sehen Krallen- und Ballenverletzungen am gefährlichsten aus, weil sie sehr stark bluten und vielleicht sogar einen Druckverband nötig machen. Ein Hausrezept gibt es bei abgerissenen Krallen: Stumpf in ein Stück Seife drücken, das stoppt die Blutung und desinfiziert gleichzeitig.

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Wann kommt auch die Erste Hilfe zu spät:

Unfallopfer an der Landstrasse, leblos, aber noch warm. Atmung und Herzschlag sofern vorhanden, so flach, dass kaum spürbar. Das sind die 3 Indizien, ob noch Hoffnung besteht:

1. Der Zwischenzehen-Reflex: Kräftig in die Haut zwischen den Zehen kneifen. Zuckt die Katze, versprechen Wiederbelebungsmaßnahmen großen Effekt.

2. Verläuft der erste Test negativ, besteht Hoffnung auf den Lidreflex. Beim Tippen auf den inneren Augenwinkel müssen die Lider reagieren.

3. Als Letztes stirbt der Corneal-Reflex: Wenn beim direkten Tippen auf die Hornhaut sich die Lider nicht mehr schließen, ist der Tod eingetreten.

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Textquelle: Katzenmagazin "Our Cats" Ausgabe April 2001